Qualifikation Playoff-Halbfinal
U18 – Qualifikation für den Halbfinal ohne zu überzeugen
Die Skorpione gewinnen ihr zweites Playoff Viertelfinalspiel in Bettlach mit 3:4 und ziehen in den Playoff Halbfinal ein.
Nach dem klaren Sieg im ersten Playoffspiel vor Wochenfrist, waren die Berner guten Mutes, die Solothurner auch in der zweiten Partie zu besiegen und sich für die nächste Playoff Runde zu qualifizieren. Viele Spieler waren wohl mit ihren Gedanken schon im Halbfinal. Der Fokus auf das Entscheidende, die nächste Partie, fehlte. Zudem hatte der SHC Bettlach die Serie noch lange nicht aufgegeben. Den Spielern der Solothurner war bewusst, dass sie mit einer konzentrierten Teamleistung durchaus noch die Möglichkeit hatten, in die Serie zurückzukehren. Und die Bettlacher waren an diesem Samstagmorgen bereit zu liefern, alles zu geben und 60, wenn nötig 80 Minuten zu kämpfen. Die Belper waren wohl es nicht ganz, zumindest nicht alle. Erschwerend hinzu kam, dass Leon Diener in dieser Partie fehlte. Nicht dass die Gürbetaler nicht stark genug wären, Bettlach auch ohne Diener klar zu schlagen, aber eben nur, wenn die Einstellung stimmt.
Es war ein wunderschöner Samstagmorgen am Jurasüdfuss. Die Temperaturen waren angenehm und alle Beteiligten, zumindest aber die Akteure auf dem Feld, waren wohl froh, dass sie am Vormittag spielen konnten und nicht am für die Jahreszeit ungewöhnlich warmen Nachmittag ran mussten.
In den ersten Spielminuten war die Partie absolut ausgeglichen. Die Heimmannschaft agierte umsichtig und versuchte, die Belper früh unter Druck zu setzten. Die Gäste taten dasselbe, wobei das Belper Forecheking nicht sonderlich effizient war. Den Bettlachern, die nicht in Ballbesitz waren, wurde oft zu viel Raum gewährt, so dass die Solothurner immer wieder schnelle Angriffe auf das Tor der Gürbetaler lancieren konnten. Aber auch die Skorpione erarbeiteten sich die eine oder andere gute Abschlussgelegenheit. Die beiden Torleute, Jorin Blaser für Bettlach und Luca Schmid für Belp konnten sich mehrfach auszeichnen und unter Beweis stellen, dass sie zu den besten U18-Torhütern der Schweiz gehörten.
Die Gürbetaler taten sich insbesondere beim Angriffsaufbau schwer. Das hatte sicher mit dem Forechecking der Platzherren zu tun, aber nicht nur, denn auch die Solothurner liessen dem Gegner zuweilen etwas gar viel Raum. Die Gürbetaler verloren sich zu oft in Einzelaktionen. Statt öffnende Pässe zu spielen, die vielfach möglich gewesen wären, griffen die Belper immer wieder zu Dribblings. Zudem neigten die Stürmer dazu, sich bereits in Richtung gegnerischer blauer Linie zu bewegen, während der Ball noch bei einem Verteidiger hinter dem Belper Tor lag. Was tut ein Verteidiger, wenn sein Stürmer nicht zurückkommen, um einen sauberen Spielaufbau zu ermöglichen? Nun, er läuft mit dem Ball nach vorne und bleibt bei einem Gegenspieler hängen oder der schlägt irgendeinen Pass, in der Hoffnung, dass ein Mitspieler diesen erlaufen kann. Und genau eine solche Situation führte in der 11. Spielminute zum Führungstreffer der Platzherren. Ein Belper Verteidiger spielte den Ball – ohne unter Druck zu sein – der Bande entlang nach vorne. Dort stand aber weit und breit kein Gürbetaler sondern Cédric Roth, der den Ball abfangen, allein auf Schmid ziehen und diesen zum 1:0 bezwingen konnte.
Dieser Treffer rüttelte die Skorpione nun doch wach. Sie schalteten einen Gang hoch und setzten die Gastgeber unter Druck. Das führte zwar nicht zu einem Tor, aber immerhin zu einer Strafe gegen den SHC Bettlach. Das Powerplay der Berner funktionierte auch ohne Diener sehr gut, zumindest in dieser Phase des Spiels. In der 14. Spielminute glich Tim Kaiser auf Zuspiel von Levy Greven aus. Als Micha Steck dann zu Beginn der 16. Spielminute die Gürbetaler in Führung schoss, erwarteten wohl viele der mitgereisten Zuschauer, dass die Gürbetaler nun in Fahrt kommen würden. Aber weit gefehlt, sie verfielen rasch wieder in den zerfahrenen Spielstil der ersten zehn Minuten.
Im zweiten Drittel dasselbe Bild. Die Gürbetaler waren unkonzentriert, verloren sich in Einzelaktionen, haderten mit sich selbst und blieben weit unter ihren Möglichkeiten. Ganz anders die Platzherren. Sie hatten Blut gerochen, hatten gemerkt, dass die Belper an diesem Samstagvormittag schlagbar waren und gaben alles, um sich in die Serie zurückzukämpfen. Die Gäste unterstützten sie dabei tatkräftig. Aufgrund von zwei unnötigen Fouls – der Begriff Frust-Foul geht dem Schreiber durch den Kopf – konnten die Platzherren im Mittelabschnitt kurz hintereinander zweimal in Überzahl agieren. Die ersten zwei Minuten in Unterzahl überstanden die Belper, nicht aber die zweiten. In der 30. Spielminute konnte Janis Tschui auf Zuspiel von Levin Lüthi den längst verdienten Ausgleichstreffer erzielen. Die Reaktion der Gürbetaler auf diesen Gegentreffer? Nun, sie blieb aus. Es waren weiterhin die Solothurner, die für die Musik sorgten. Der dritte Treffer für die Platzherren durch Gian Kälin auf Zuspiel von Fabrice Bernhard in der 33. Spielminute war die logische Konsequenz. Dieser erneute Rückstand führte nun doch zu einer Leistungssteigerung der Berner. In der 36. Spielminute funktionierte das schnelle Passspiel für einmal. Ruben Rüegsegger, Steck und Greven spielten die Abwehr der Platzherren aus und Greven konnte das Spiel ausgleichen. Mit einem Spielstand von 3:3 ging es in die zweite Pause.
Was die Belper nun brauchten, war ein schneller Treffer im Schlussabschnitt, um die Solothurner unter Zugzwang zu setzten. Und tatsächlich der Treffer fiel. In der 42. Spielminute spielte Len Reusser den Ball zu Jon Bucher. Dieser leitete die orange Kugel sofort weiter auf den schnell vorstossenden Thimo Hodel. Hodel überrannte die gesamt Bettlacher Abwehr und bezwang Blaser zum 4:3. In den folgenden Minuten zeigte sich ein alt bekanntes Phänomen. Wer unkonzentriert in eine Partie steigt, den Gegner vielleicht etwas auf die leichte Schulter nimmt, der hat es oft schwer, auf eine konzentrierte Spielweise umzustellen. Das ist nicht nur bei den Junioren so, auch in der NLA gibt es zahlreich Beispiele. Vor einigen Wochen verloren die Sierre Lions aus eben diesem Grund in La Chaux-de-Fonds und die Oberwil Rebells mussten in Belp in der Verlängerung. Kurzum, auch der Führungstreffer änderte wenig am Spiel der Belper. Die Solothurner kämpften unbeeindruckt weiter. Sie wollten unbedingt den Ausgleich. Sie hatten mehrere Gelegenheiten, diesen zu erzielen, scheiterten jedoch an Schmid. Die Belper ihrerseits blieben ideenlos und konnten die Lücken nicht nutzen, die aufgrund der verstärkten Angriffsbemühungen in den Reihen der Platzherren entstanden. Meist scheiterten ihre phantasielosen Gegenangriffe durch die Mitte bereits in der neutralen Zone. Den Bettlachern lief langsam die Zeit davon. Zwölf Minuten sind im Streethockey eine Ewigkeit und es gab – noch – keinen Grund mit vollem Einsatz der Brechstange den Ausgleich zu erzwingen. Aber genau das taten die Solothurner. Die Folge waren zwei Strafen zu Begin der 49. Spielminute. Die Gürbetaler konnten also während zwei Minuten in Überzahl agieren. Das Powerplay der Gürbetaler ist in der Regel sehr effizient. Es waren zwei, mindestens ein Treffer zu erwarten. Die Vorentscheidung also? Nun, der erste Treffer fiel nach wenigen Sekunden. Bloss er zählte nicht, da Leon Schweingruber im Torraum stand. Die Gürbetaler beschwerten sich beim Schiedsrichtern, dass der Torraum nicht markiert sei, und der Treffer deshalb zählen müsste. Tatsächlich ist es so, dass der Torraum in Bettlach zum grössten Teil durch dunkelblaue Plastikziegel abgedeckt ist, aber eben nicht ganz. Die Begrenzung des Torraums ist auf den angrenzenden hellblauen Plastikziegeln markiert. Nun ist es durchaus so – der Autor nahm nach der Partie einen Augenschein – dass die entsprechende rote Markierung stark ausgebleicht ist und vielleicht für 20 bis 30 Zentimeter tatsächlich fehlt. Aber sie ist unzweifelhaft da. Diese aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Aberkennung des fünften Treffers beschäftigte die Belper sehr. Statt sich auf das Powerplay konzentrieren, das immer noch weit länger als anderthalb Minuten dauerte, lag der Fokus in den Köpfen weiter auf dem aberkannten Tor. Die Folge dieses falschen Fokus war ein ziemlich harmloses Überzahlspiel, das die Platzherren souverän überstanden. Statt das Spiel zu entscheiden, führte diese Situation dazu, die Moral der Solothurner wieder zu stärken. Sie griffen weiter an und suchten mit Vehemenz den Ausgleichstreffer. Allerdings wurde ihr Spiel immer zerfahrener und wirkte zeitweise überhastet. Der gewünschte Treffer fiel nicht, ja die Belper kamen sogar wieder etwas besser ins Spiel. Schliesslich ersetze der Coach der Bettlacher seinen Torhüter durch einen sechsten Feldspieler. Die Solothurner warfen nun alles nach vorne, zeigten totalen Einsatz, wollten den Ausgleich unbedingt und überschritten dabei in den Zweikämpfen das Limit des erlaubten. Dies führte in der 60. Spielminute zu einem erneuten Doppelausschluss. Die Gürbetaler mussten nun nur noch die 40 letzten Sekunden in doppelter Überzahl runterspielen. Allerdings missverstand Kaiser die Anweisung des Coaches nun defensiv zu spielen und lief mit dem Ball aus der Angriffszone bis hinters eigene Tor zurück. Damit hatten die Platzherren in den letzten Sekunden noch einmal die Möglichkeit, den Ball in der Defensivzone der Gäste zu erkämpfen, konnten aber auch diese – wohl eher theoretische – letzte Chance nicht nutzen.
Als die Schlusssirene erklang, lagen sich die Gürbetaler jubelnd in den Armen. Sie wussten, dass sie diese Partie nur mit viel Glück gewonnen hatten, aber das spielte keine Rolle. In den Playoffs zählt nur der Sieg. Die Solothurner hätten diese Partie gewinnen können, ja vielleicht sogar gewinnen müssen. Am Ende reichte es nicht ganz. Playoffs können brutal sein. Man gibt alles, kämpft bis zur letzten Sekunde, dann ertönt die Sirene und die Saison ist vorbei. Es war eine gute Serie und im Namen des SHC Belpa gratuliert der Schreiber der U18 des SHC Bettlach zu der tollen Leistung. Wir freuen uns auf weitere gute, faire Begegnungen in der kommenden Saison. Aber in den Playoffs zählt immer nur die nächste Parte, was vorbei ist, ist vorbei. Der Fokus der Gürbetaler liegt nun auf den Halbfinals. Der Gegner dort sind die Kernenried Bulldozers. Diese Mannschaft hat in der bisherigen Saison bloss eine einzige Partie verloren, Anfang November gegen die schwarzen Rebells. Die Rollen in den Halbfinals sind klar verteilt. Um die Rieder aus dem Rennen werfen zu können braucht es über die ganze Serie hinweg eine konzentriert und diszipliniert Leistung der Grübetaler. Diese haben noch zwei Wochen Zeit, sich auf die Spiele vorzubereiten. Diese finden wie folgt statt: Sonntag 13. April 10:00 in Kernenried, Sonntag 27. April 10:00 in Belp (dieses Spiel wird möglicherweis auf den Samstagabend vorverschoben) und Sonntag 4. Mai 10:00 in Kernenried.
Christoph Curchod, 28.03.2025