Vorschau auf die Saison 2021/22

In locker Reihenfolge werden in den nächsten Wochen hier aus Sicht von einzelnen Exponentinnen und Exponenten die Mannschaften des SHC Belpa 1107 vorgestellt. Was erwarten sie von der kommenden Saison? Wo sehen sie die grössten Herausforderungen?

Doch am Anfang steht eine ganz andere Frage: Wo stehen eigentlich die Skorpione, wo das Streethockey nach gut anderthalb Jahren Pandemie?
 
Streethockey in Belp und in der Schweiz im zweiten Corona Jahr

“A goalie, a goalie! My Kingdom for a goalie!”

Ziemt es sich, eine Bestandsaufnahme im Streethockey mit einem – leicht abgewandelten – Shakespeare Zitat zu beginnen? In einem normalen Jahr wohl kaum. Aber was war schon normal seit März 2020? Wenig. Das Covid-19-Virus bestimmt weite Teile des Alltags, einmal mehr, einmal weniger. Es ist kaum abschätzbar, wie sich die Lage entwickelt. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen. Man meint, das Gröbste hinter sich zu haben, doch dann schlägt das Virus wieder zu: unerwartet, mutiert, unbarmherzig. Der Dichterfürst hätte dies geliebt. Eine Gesellschaft, die sich in Sicherheit wähnt und die sich plötzlich in der Unberechenbarkeit, der Unsicherheit wieder findet, die eine gefährliche, schwer einzudämmende Krankheit mit sich bringt. 
Shakespeare würde Stücke schreiben über das Streethockey. Grosse Pläne, wie etwa die Junioren WM in Visp und Raron, hinweggefegt von der Pestilenz. Die Bestrebungen neue Spieler zu finden, zerstört von einem unfassbar kleinen Ding aus dem Grenzbereich zwischen Leben und Nichtleben. Ein Sport, faktisch lahmgelegt für 18 Monate. Ein Hoffnungsschimmer im heissen Sommer 2020, der im goldenen Oktober jäh zu Ende geht. Warten, nicht wissen wie es weiter geht. Warten, nicht wissend, ob die Meisterschaft fertig gespielt oder abgebrochen wird. Spieler, die die Vereine verlassen, weil sie Sport betreiben wollen, es aber im Streethockey nicht dürfen. Lücken reissen auf, die nicht gefüllt werden können. Denn wer beginnt schon mit einer Sportart die er oder sie nicht aktuell gar nicht ausüben kann? Die Folgen zeigen sich jetzt vielerorts im Streethockey in Belp, in der Schweiz und darüber hinaus. Am dramatischen ist die Entwicklung bei den Junioren A. Schweizweit gibt es nur noch sechs U18 Mannschaften. So wenige gab es in den letzten 20 Jahren nie. Und auch bei den letzten sechs, hat die Kaderdichte abgenommen. Viele Vereine sind mehr oder weniger in Schieflage geraten. Spieler werden hängeringend gesucht. Und immer noch bläst der kalte Wind der Pandemie durch die Täler, Städte, Dörfer und Felder. Noch eine Saison, die nicht beendet werden kann? Ob unser Sport dies überstehen würde? Ich weiss es nicht. Sicher würde das Drama in diesem Fall höchste shakespearesche Sphären erreichen:

“To be or not to be, that would be the question.” 

Aber lassen wir das Globe Theater mit seinen epischen Schlachtfeldern, windumwehten dänischen Schlössern und kahlem schottischem Hochland hinter und begeben wir uns in die prosaischen Niederungen des Belpadomes, in die von Hügeln umgebene grüne Ebene an den Ufern der Aare am Ausgang des lieblichen Gürbetals. 
 
Es gab Zeiten, da waren die Skorpione besser aufgestellt als im Herbst 2019. Der Verein war gerade mitten in einer Umstrukturierung. So gesehen, wurden die Gürbetaler von Covid-19 im falschen Moment, quasi auf dem falschen Fuss erwischt. Trotzdem, die erste Welle im Frühjahr 2020 wurde gut überstanden. Es gab kaum Abgänge. Besser noch, es schien, als hätten die Zwangspause und der Abbruch der Meisterschaft den einen oder anderen Spieler der vor Corona eher noch halbherzig dabei war, wieder mehr für den Sport motiviert. Der Start in die Saison 2020/21 glückte nicht schlecht. Die NLA schien sich gefangen zu haben, die 1. Liga überstand die erste Cuprunde, die Junioren A waren ebenfalls erfolgreich. Ja und dann war da noch das Damenteam, das bei seiner ersten Meisterschaftsteilnahme gleich den Titel errungen hatte. Die Welt schien in Ordnung in den grünen Weiten des Belpmoos, in den Auen am Rand der Aare. 
 
Doch dann kamen die Wellen zwei und drei. Während eines halben Jahres konnten die Aktiven nicht trainieren. Weitere drei Monate lang war nur körperloses Training möglich. Bei den Junioren sah es besser aus. Die U12 und de U15 konnten im Verlauf des Winters wieder voll trainieren, die U18 einige Wochen später. 
Trotzdem, wer sich bewegen wollte, einen Sport betreiben wollte und dem Streethockey nicht so sehr verbunden war, sah sich nach etwas anderem um. Im Juniorenbereich kehrten zahlreiche Spieler dem Verein den Rücken. Alle drei Mannschaften sind hiervon betroffen. Am schwierigsten ist die Situation bei der U18. Das ohnehin schon dünne Kader schrumpfte weiter. Plötzlich war auch kein Torhüter mehr da. Bei der U15 und der U12 kam es auch zu Abgängen, diese wiegen schwer, waren aber nicht so einschneidend wie bei der U18. Aber auch bei den Jüngeren war der Austritt eines Torhüters zu beklagen.
 
Ja überhaupt, die Torhüterposition, das war einmal eine der Stärken der Gürbetaler. Doch aktuell ist diese Position die grösste Baustelle. NLA und 1. Liga verfügen gemeinsam gerade über drei Torhüter, wobei es auch hier das eine oder andere Fragezeichen gibt. Und eine Weiterbildung, welche die Trainingsplanung auch nicht wirklich vereinfacht. Bei der U18 erklärte sich ein Feldspieler bereit, ins Tor zu stehen. Das ist positiv, aber bei dem dünnen Kader an Feldspielern auch nicht wirklich optimal.
Ist im Gürbetal nun Hopfen und Malz verloren? Nicht unbedingt. Auch andere Vereine kämpfen mit Covid-bedingten Abgängen. Zurzeit ist es recht schwierig einzuschätzen, welche Vereine die Pandemie am besten überwunden haben. Sicher Oberwil, dank des breiten Kaders, wohl auch Kernenried aus demselben Grund. Bettlach hat sogar aufgerüstet. Aber sonst? Nun, die kommenden Monate werden es zeigen. Die Belper auf alle Fälle werden zum einen oder anderen Spiel mit einem recht dünnen Kader antreten müssen. Aber klein heisst – auch das wissen die Skorpione aus der Vergangenheit – noch lange nicht chancenlos zu sein.
 
In den nächsten beide Teilen schauen wir uns das Fanionteam etwas genauer an.
 
Christoph Curchod, 13.09.2021

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