NLA: Guter, leider punkteloser Saisonstart gegen die Lions

Die Skorpione unterliegen nach aufopferndem Kampf den Sierre Lions knapp mit 2:4.

Blicken wir kurz zurück auf einen sonnigen Sonntag im März. Die Erinnerungen der Belper, die an jenem Tag im Wallis gegen die Lions antraten, dürften indes grau und trüb sein. Möglicherweise wurden sie auch schon verdrängt. Die Gürbetaler gingen damals im Mittelwallis sang und klanglos mit 1:17 unter. Es war der Tiefpunkt einer total verkorksten Saison. Vielleicht wäre es noch schlimmer gekommen. Aber dann setzte Covid-19 der Saison 19/20 ein jähes Ende. So gesehen hatte dieser heimtückische Virus doch etwas Gutes. 
Springen wir über den Lockdown und einen besonderen Sommer sechseinhalb Monate in die Gegenwart. Es ist ein heisser September Sonntag. Die Skorpione treffen erneut auf die Lions, diese Mal im Belpadome. Die Walliser rechnen mit einem leichten Auftaktspiel in die neue Saison. Ihr Kader ist etwas schmaler als im März. Aber die sechs, grösstenteils als Streethockey-Schweizer geltenden tschecho-slowakischen Spieler sind mit dabei, auch alle übrigen Leistungsträger. Einzige Ausnahme ist Alex Mermoud. Er coacht das Team heute. Die Gürbetaler treten mit drei Linien an. Wieder mit dabei sind Weltreise-Rückkehrer Alessio Faina und Mikel Fairclough. Dieser war für die Saison 19/20 zu den Wallisern gewechselt. Er hatte dort einige wenige Spiele bestritt. 
Wo stehen die Berner nach der langen Pause? So genau vermochte das vor dem Spiel niemand zu sagen. Das Training hatte Covid-19 bedingt und aufgrund einer längeren Trainersuche erst Anfang August begonnen. Testspiele wurden keine ausgetragen. Den sechs – man verzeihe mir im Wallis diesen Ausdruck – «Quasi-Ausländern» setzen die Belper vier Juniorenspieler entgegen: Dominic Schwitter, Jan Schlechten, Pascal Schwitter und Silvan Schürch.

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Was die mitgereisten Gästefans Fans wohl erhofft und die Heimfans vielleicht befürchtet hatten, blieb aus. Die Lions überrannten die Skorpione nicht. Im Gegenteil, es entwickelte sich ein recht offenes Spiel. Die Klasse und Erfahrung der Gäste machten die Gürbetaler mit einem grossen Kampfgeist wett. Zwar erspielten sich die Sonnenstädter einen leichten Vorteil, konnten diesen aber vorläufig nicht in Tore ummünzen. Natürlich gab es bei den Belper, die sich taktisch völlig neu ausrichteten, den einen oder anderen Fehler. Doch wenn einer falsch lief, und die Walliser so zu einer Chance kamen, bügelte das die Belper Hintermannschaft aus. Und dann  stand da ja noch Marc Stucki zwischen den Pfosten. A propos Posten, den traf Silvio Bruni nach zirka 10 Minuten. Es war die erste grosse Torchance in diesem Spiel überhaupt. Die Walliser Mannschaft verfügt über viel Erfahrung und individuelle Klasse. Schon ein kleiner Abstimmungsfehler kann sich als fatal erweisen. Zwei solche Situationen brachten die Skorpione in Rücklage. In der 13. Spielminute eröffnete Christoph Loretan das Score für die Gäste. In der 16. Spielminute erhöhte Mario Paulík auf 0:2. Noch vor gut einem halben Jahr wäre dies der Moment gewesen, indem die Berner die Köpfe hängen liessen und einbrachen. Davon war an diesem prachtvollen Septembertag aber nichts zu sehen. Die Gürbetaler glaubten an ihre Möglichkeiten. Sie kämpften weiter.

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Zu Beginn des Mittelabschnitts schied Florian Bohnenblust verletzt aus. Die Hitze und wohl ein unglücklicher Check – so genau wusste das niemand mehr – zwangen Flo zur Aufgabe. Er wurde zur Sicherheit ins Spital gebracht. Er konnte aber bereits am Abend wieder nach Hause. Auf dem Spielfeld kämpften die Platzherren weiter. In der 23. Spielminute musste Dominik Frkan die Strafbank aufsuchen. Das Powerplay der Gürbetaler funktionierte im dritten Anlauf gut. Fabian Bohnenblust legte zurück zu Dennis Nydegger an der blauen Linie. Diers schlug den Ball sofort quer hinüber auf Alessio Faina. Die Spieler der Gäste waren schlecht aufgestellt. Den schnellen Pass quer durch die Box auf Bohnenblust konnten sich nicht verhindern. Bohnenblust fackelte nicht lang und versenkte den Ball direkt im Netz hinter Alexandre Pont. Es sollte für die Belper noch besser kommen. Zunächst gingen die Walliser wieder in die Offensive. Die Skorpione konnten den Ball erobern und konterten. Alessio Faina wurde zwischen der roten und der blauen Linie mit einem heftigen Check von den Beinen geholt. Die Schiedsrichter zeigten eine Strafe an. Der Ball rollte weiter in die Zone der Walliser. Sascha Burch setze nach. Er erlief sich den Ball und schoss aufs Tor. Der Ball prallte nach vorne links ab, genau auf die Schaufel des nacheilenden Fabian Bohnenblust. Der fackelte nicht lange und glich aus. In der 25. Spielminute konnte die Partie wieder von vorne beginnen. Das Spiel war nun über weite Strecken absolut ausgeglichen. In einigen wenigen Fällen hatten die Gürbetaler jedoch immer noch kleinere Abstimmungsprobleme. Ein solches nutze Christoph Loretan in der 35. Spielminute aus. Die Gäste lagen erneut in Führung. 
Mit diesem knappsten aller Rückstände gingen die Berner in den Schlussabschnitt. In der 44. Spielminute wusste Sascha Moren den davoneilenden Mikel Fairclough nur noch mit einem Foul zu bremsen. Die Schiedsrichter entschieden sofort auf Penalty. Leider scheiterte Robin Nydegger an Alexandre Pont. Die Gürbetaler kämpften weiter. Sie gerieten aber nun aufgrund von Strafen in Rücklage. Es waren keine bösen Strafen. Oft war auch Pech dabei, so als Alessio Faina beim Anspiel seinen Gegenspieler unglücklich im Gesicht traf. Dieser blutete leicht. Faina musste für zwei mal zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen. Zwischen 44:58 und 55:04 spielten die Belper bis auf 90 Sekunden immer in Unterzahl. Die Box der Skorpione spielte ausgezeichnet. Die Spieler blockten Schuss um Schuss. Als die Gürbetaler endlich wieder komplett waren, bleiben noch knapp fünf Minuten zu spielen. Genügend Zeit eigentlich, um die Partie noch auszugleichen. Doch der Ausgleich, den sich die aufopfernd kämpfenden Berner längst verdient hätten, blieb ihnen versagt. Die ständigen Unterzahleinsätze in Kombination mit der brütenden Hitze waren an die Substanz gegangen. Die Platzherren vermochten nicht mehr einen Gang hochzuschalten. Schlimmer noch, nach 55:47 brachte Jakub Sibik seine Farben mit einem Treffer der eher kuriosen Art mit 4:2 in Führung. Die Berner kämpften weiter. Sie ersetzen Torhüter Marc Stucki durch einen sechsten Feldspieler. Doch die Kräfte waren verpufft. Am Ende siegten die Lions durchaus verdient mit 4:2. Die Gürbetaler hatten alles gegeben, es hatte knapp nicht gereicht. 
Auf diese Leistung lässt sich aufbauen. Die Belper haben als Team agiert. Jeder hat für jeden gekämpft. Genau das muss in den nun folgenden Partien ebenfalls geschehen. Die Zahl der Fehler ist zu reduzieren. Auch die Angriffsauslösung hat durchaus Luft nach oben. Kurzum, der trotz des negativen Resultats durchaus gelungene Saisonstart darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den kommenden Wochen und Monaten noch sehr viel Arbeit vor den Bernern liegt. 
Als nächstes treffen die Gürbetaler auf Kernenried. Die Bulldozer gastieren am Freitag, dem 2. Oktober um 20:00 Uhr im Belpadome. 
Christoph Curchod, 21.09.2020

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