Jahresbericht NLA Saison 2021 / 2022

Rückblick auf die vergangene Saison von NLA-Coach Christoph Curchod

In den Playouts verloren. Der Ligaqualifikation und einem möglichen Abstieg nur entronnen, weil der NLB-Meister nicht aufsteigen konnte. So lautet die kurze und brutale Bilanz der NLA-Saison 2021/22. Ein Debakel auf der ganzen Linie, oder doch nicht?
 
Etwas Ursachenforschung
Eine etwas differenzierte Sichtweise der vergangenen Saison ist angezeigt. Wie war die Ausgangssage im Sommer 2021?
In der Saison 20/21 wurde die Meisterschaft nach drei Partien aufgrund von Corona abgebrochen. Auch die Junioren A-Meisterschaft wurde abgebrochen. In der Folge konnten weder die NLA noch die Junioren A trainieren. Nun kann zurecht argumentiert werden, dies habe alle Vereine im gleichen Ausmass betroffen. Das ist sicher korrekt. Aber die Erfahrung zeigt, dass für die Entwicklung eines Spielers die letzten ein bis zwei Juniorenjahre prägend sind. 
Aber schon die Saison 2019/20 war wenig erfolgreich. Als sie im Frühjahr 2020 abgebrochen wurde, hatte die erste Mannschaft gerade einmal vier Punkte erzielt.
Um eine schlagkräftige NLA-Mannschaft zu stellen, braucht es in der Regel mindestens drei komplette Blöcke à fünf Feldspieler und einige Reservespieler. Die Sierre Lions haben zwar gezeigt, dass es auch mit weniger geht, aber dann braucht es faktisch zwei komplette Linien aus Topspielern. Die hat Belp zurzeit nicht. 
 
Blick zurück auf die Saison 201/22
Die Ausgangslage für die Saison 2021/22 war herausfordernd. Eine junge Mannschaft mit wenig Spielpraxis, ein kleiner Kader und eine unbefriedigende Torhütersituation. Kurzum, die Vorzeichen waren nicht wirklich gut. Mit den Abgängen von Silvio Bruni und Simon Meir während der Saison hat sich die Kadersituation ebenfalls nicht verbessert: Die Rückkehr von Jona Wegmüller ins Team war sicher ein Gewinn.
Nun, in der zweiten Mannschaft gab und gibt es einige Spieler, welch die Qualitäten aufweisen, um in der Nationalliga A zu spielen. Leider gelang es im vergangenen Sommer nicht, diese dazu zu motivieren, mehr als dreimal in der NLA zu spielen. Nun, sicher waren sie jeweils eine Verstärkung. Jedoch bringt es für die Team- und Taktikentwicklung mittel- und längerfristig wenig, wenn immer Andere ein kurzes Gastspiel geben. 
Dann war da die schwierige Torhütersituation. Mit Grégory Steiner stand und steht ein absoluter Toptorhüter zur Verfügung. Aber seine Priorität liegt verständlicherweise beim Eishockey und so stand er nur für wenige Qualifikationsspiele und für die Playouts zur Verfügung. Marc Stucki absolvierte eine Ausbildung und stand für Trainings nur selten zur Verfügung. Zudem fiel er gegen Ende der Saison gesundheitlich bedingt aus. Dominic Schwitter wechselte erst zu Beginn der Saison auf den Torhüterposten. Er hat enorme Fortschritte erzielt, ist aber nach einem knappen Jahr verständlicherweise noch nicht dort, wo er einmal stehen wird. 
Viele werden sagen, nun wieso wurden keine Transfers gemacht. Die Antwort ist einfach: Welcher Spieler wechselt schon freiwillig zu einem Abstiegskandidaten und ein solcher waren wir vor einem Jahr zweifelsohne.
 
Also, war alles schlecht? Nein, es gab Lichtblicke.
Im Verlauf der Saison wuchs die Mannschaft zu einem echten Team zusammen. Jeder war bereit, für seine Mitspieler alles zu geben. Das beginnt mit der Art und Weise, wie jeder Spieler ohne Rücksicht auf Verluste in der Abwehr Schüsse blockte. Ich war im Juni an der Streethockey WM in Kanada. In Sachen Blocken von Schüssen sind wir Weltklasse. Aber leider nur dort. Eine andere Qualität ist, dass wir nie aufgaben. In den Playouts spielten wir nach Spieldauerdisziplinarstrafen mit neun respektive zehn Feldspielern weiter und gewannen. Das geht nur, wenn der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft stimmt, selbst wenn der Gegner «nur» Martigny heisst.
Wir haben gezeigt, dass wir mit einem guten Torhüter und viel Kampf Mannschaften wie Martigny, Kernenried und Gals selbst mit zwei Linien schlagen können. Letzen Endes hätten wir uns mit einem zusätzlichen Sieg gegen Gals, Kernenried oder La-Chaux-de-Fonds sogar für die Playoffs qualifiziert. Nun, es ist nicht geschehen. Und das ist vielleicht sogar gut so. Ein solcher Erfolg hätte möglicherweise die Herausforderungen vor denen wir mit Blick auf die Saison 2022/23 stehen etwas in den Hintergrund treten lassen. 
 
Ich danke allen Spieler der ersten Mannschaft für ihren Einsatz, für ihren unbändigen Kampfgeist und die Bereitschaft, auch unter widrigen Umständen alles für die Mannschaft zu geben. Auch herzlichen Dank an alle für ihre Einsätze ausserhalb des Spielfelds. Sei es als Vorstandsmitglied, als Juniorentrainer, als Schiedsrichter, als Zeitnehmer, in der Snackbox oder bei einem Turnier. Heute wird ein Verein oft als etwas Abstraktes wahrgenommen. Etwas, das da ist, um einem die Ausübung des Hobbies zu erleichtern. Etwas, dessen Pflicht es ist, einem alles abzunehmen, was nicht direkt mit dem Spielen zu tun hat. Aber der Verein, das sind wir, jeder einzelne von uns. Ohne unseren Einsatz auch abseits des Spielfelds läuft kein Verein. Ihr wisst das. Ihr lebt es. Besten Dank hierfür!
 
Ein Blick nach vorne auf die Saison 2022/23
In wenigen Wochen steigen wir in die Saison 2022/23. Wie ist die Situation?
 
Torhüterposten: Hier sehe ich eine leichte Besserung. Grégory Steiner setzt seine Prioritäten verständlicherweise nach wie vor aufs Eishockey. Marc Stucki hat seine Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen (herzliche Gratulation) und ist gesundheitlich wieder auf dem Damm, so dass er wieder mehr trainieren kann. Dominic Schwitter hat sich weiter verbessert und wird sicher das eine oder andere Spiel erfolgreich bestreiten können.
 
Kaderbreite: Hier sieht es leider nicht so rosig aus. Gespräche wurden und werden geführt. Einzelne Spieler dürften die 1. Mannschaft verstärken. Vielleicht gibt es das eine oder andere Comeback. Aber das was eigentlich notwendig und aus meiner Sicht und wohl auch aus einer Gesamtsicht SHC Belpa 1107 zentral wäre, dass ein ganzer Block aus der 1. Liga in die NLA käme, das scheint sich zurzeit nicht zu konkretisieren. Bei den Transfers war wiederum Fehlanzeige. Wer will schon in einer Mannschaft spielen, die den Klassenerhalt möglicherweise nur geschafft hat, weil der NLB Meister nicht aufsteigen konnte. 
 
Individuelle Fertigkeiten und Taktik: Die jungen Spieler haben Fortschritte gemacht. Aber die fehlende Saison 2000/21 ist noch nicht wettgemacht. Ich bin aber zuversichtlich, dass jeder weiter an sich arbeiten und weitere Fortschritte erzielen wird. Das gilt übrigens auch für den einen oder anderen der älteren Spieler. Das 4-1 und das 3-1-1 funktionieren recht gut, ebenso das Boxplay. Klar gibt es auch hier noch Luft nach oben. Aber die grössten Baustellen liegen wo anders. Wir haben keine Angriffsauslösung, die den Namen verdient. Das individualtaktische Verhalten hat teilweise sehr viel Luft nach oben. Hier müssen wir arbeiten, jeder für sich und als Mannschaft. Das Powerplay war nicht sonderlich erfolgreich. Zudem wäre es hilfreich, jeweils zwei Powerplayformationen an den Start schicken zu können. Damit das möglich ist, brauchen wir einen breiteren Kader.
 
Disziplin: Nun, diese ist gegenüber den letzten Jahren vor der Pandemie sicher verbessert. Trotzdem, wir müssen auch hier weiter Fortschritte erzielen. Gerade in den Playouts gab es zu viele grosse Strafen. Wir müssen uns gerade in Stresssituationen mehr zurücknehmen und allfällige Rachegelüste weiter herunterfahren. Auch Müdigkeit (oder Übermotivation) kann dazu führen, dass Zweikämpfe nicht mehr sauber geführt werden, was dann Strafen nach sich zieht. Ich denke noch mehr als bisher sollten unsere Aktionen im Zweikampf immer primär dem Ball gelten und nicht dem Mann. Positiv ist sicher, dass wir nur ganz wenige Strafen für Undiszipliniertheiten gegenüber den Schiedsrichtern erhielten. Hier heisst es weiter so.
 
Ich denke, die Saison 2022/23 wird entscheidend dafür sein, wie es mit der 1. Mannschaft des SHC Belpa 1107 weitergeht. Dabei stehen weniger Punkte in der Qualifikation im Zentrum – die sind natürlich auch wichtig – sondern primär die Entwicklung des Teams als Ganzes, auch aber nicht nur in die Breite. 
 
Wir hatten jetzt eine lange Sommerpause, um uns vom mentalen Ballast der vergangenen Saison zu befreien. Nun liegt viel Arbeit vor uns. Es wird erneut eine sehr schwere Saison. Nehmen wir die Herausforderung an und stürzen wir uns in die Saison 2022/23.
Christian Wittwer, 05.08.2022

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